Wir alle treffen tägliche (Kauf-)Entscheidungen, die nicht nur unser Leben beeinflussen, sondern auch Auswirkungen auf andere Menschen und die Umwelt haben. Was essen wir, wie bewegen wir uns fort, welche Kleidung kaufen wir und wie oft? Auto oder Bus, neu oder gebraucht? Somit trägt jede*r Einzelne*r von uns Verantwortung im täglichen Leben. Doch kann verantwortliches Handeln, z.B. für gerechte Arbeitsbedingungen weltweit oder wirksame Maßnahmen gegen den Klimawandel nicht allein von den Konsument*innen verlangt werden. In erster Linie müssen Politik und Wirtschaft mit der Schaffung rechtlicher Grundlagen und der Anerkennung einer globalen Verantwortung aktiv werden. Ein erster Schritt ist mit der Verabschiedung des deutschen Lieferkettengesetzes getan. Wir zeigen, wie es nun auf europäischer Ebene weitergehen kann und welche Wege Kommunen und Initiativen von fairer Beschaffung bis zur regionalen Vernetzung gehen, um lokale Veränderungen mit globaler Wirkung anzustoßen.
2021 wurde vom Deutschen Bundestag das sogenannte Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz verabschiedet, das 2023 in Kraft tritt. Bestimmte Firmen und Unternehmen werden verpflichtet, ihrer Verantwortung in der Lieferkette in Bezug auf die Achtung international anerkannter Menschenrechte und bestimmter Umweltstandards nachzukommen. Für die Initiative Lieferkettengesetz, einen Zusammenschluss von über 130 zivilgesellschaftliche Organisationen, die sich seit Jahren für ein solches Gesetz stark gemacht hat, war dies ein wichtiger Erfolg. Denn er zeigte, dass die Vernetzung von Gewerkschaften, Umweltverbänden, Kirchen, Akteuren der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit, Menschenrechtsorganisationen und vielen weiteren Gruppen letztlich ein großes Gewicht an gesellschaftlichem Einfluss in die Waagschale legen konnte. Der Weltladen-Dachverband beteiligt sich an der Initiative Lieferkettengesetz und wir von Weltläden in Hessen sind Teil der hessischen Gruppe der Initiative. Nun sollen auch auf EU-Ebene Regelungen für eine nachhaltige unternehmerische Sorgfaltspflicht festgelegt werden. Genau genommen handelt es sich dabei nicht um ein Gesetz, sondern um eine EU-Richtline, die - einmal verabschiedet - von den EU-Mitgliedsstaaten nach einer gewissen Zeit in nationales Recht umgesetzt werden muss. Der Einfachheit halber sprechen wir vom EU-Lieferkettengesetz. Die Initiative Lieferkettengesetz sieht eine Chance darin, Schwachstellen des deutschen Gesetzes durch strengere Regeln auf EU-Ebene aufheben zu können. Denn die EU-Staaten müssten das EU-Recht umsetzen und gegebenenfalls ihre eigenen Gesetze anpassen. Leider wirken jedoch auf politischer Ebene viele Akteure darauf hin, die bestehenden Vorschläge, über die die EU-Gremien zurzeit beraten, zu verwässern.
Worum geht es beim Thema „Verantwortlich handeln“?
Überblick
Verantwortung für die Lieferkette
Nachhaltige Beschaffung
Mitmachen und informieren:
Der Bund, die Bundesländer und die Kommunen kaufen für ihre Beschäftigten und Einrichtungen ein, zum Beispiel Bekleidung für Bundeswehr oder Polizei, Büromaterial für Angestellte oder Spielwaren für Kitas sowie Lebensmittel. Aber auch Dienstleistungen und Bauaufträge müssen eingekauft bzw. vergeben werden. Diese Vorgänge nennt man Beschaffung. Nach Schätzungen werden in Deutschland jährlich mindestens 350 bis 500 Milliarden Euro für die öffentliche Beschaffung ausgegeben. Damit diese Beschaffung, die in nicht geringem Umfang auch auf Produkte aus dem Ausland zurückgreift, möglichst fair und nachhaltig ist, gibt es verschiedene Anlaufstellen und Netzwerke, bei denen sich die zuständigen Einkäufer*innen informieren und austauschen können. An vielen Orten wird bereits auf faire Beschaffung geachtet. So werden zum Beispiel in vielen Fairtrade-Städten Produkte, wie Kaffee und Lebensmittel aus Fairem Handel eingekauft. Kommunen achten darauf, dass die Grabsteine auf ihren Friedhöfen oder die Materialien für ihren Straßenbau nicht durch Kinder hergestellt oder von ihnen abgebaut wurden. Die Angestellten von stadteigenen Betrieben, wie zum Beispiel Mitarbeiter der Grünflächenämter oder der Straßenreinigung, werden mit Arbeitskleidung aus fairer Produktion ausgestattet.
Nachhaltige Beschaffung in Hessen
Faire Arbeitskleidung für die städtischen Mitarbeiter*innen der Straßenreinigung oder auf den Grünflächen, fair gehandelter Kaffee im Rathaus, Grabsteine ohne Kinderarbeit auf den kommunalen Friedhöfen. Es gibt viele Beispiele nachhaltiger und fairer Beschaffung in Hessen. Kennt ihr weitere Kommunen mit fairer Beschaffung, faire Kitas oder Schulen, dann tragt sie ein.
Die Wertschöpfungskette von Schokolade
Welche Arbeitsschritte von der Kakaoschote bis zum Verkauf der fertigen Tafel Schokolade nötig sind, zeigt der Weltladen-Dachverband im Schaubild unten.
Links zum Thema „Verantwortlich handeln“
hessische Initiativen:
weiterführende Links:
Für die Ohren: